Fachtag am 19. Juni 2018 in Korntal-Münchingen

Natürlich!? – Naturerlebnis und Draußenspiel für Kinder in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen

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Gerlinde Kretschmann lobt Wald- und Naturkindergärten


Rösler: Bedarf für Naturerlebnis und Draußenspiel ist deutlich größer als Angebot


„Kinder wollen Heu-Duft einatmen, ein frisch gelegtes, noch warmes Ei in den Händen halten, Bretter- und Baumbuden bauen oder einen Bach erkunden und darin plantschen“, ist sich der Landtagsabgeordnete Dr. Markus Rösler sicher. Er hat Wald- und Naturkindergärten sowie Jugendfarmen und Aktivspielplätze aus dem Großraum Stuttgart nach Korntal-Münchingen eingeladen.
Der Einladung sind über 80 Teilnehmer gefolgt, darunter 18 Wald- und Naturkindergärten mit ihrer Landesvorsitzenden Ingrid Miklitz sowie neun Jugendfarmen und Aktivspielplätze mit ihrem Bundesgeschäftsführer Hans-Jörg Lange. Ehrengast war Gerlinde Kretschmann, die Frau von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Gemeinsam mit Rösler und der Stuttgarter Abgeordneten Brigitte Lösch, Sprecherin der Grünen Fraktion für frühkindliche Bildung, tauchte die badenwürttembergische Landesmutter in die Welt der Wald- und Naturkindergärten ein.
Vertreten sind zahlreiche Wald- und Naturkindergärten aus dem Kreis Ludwigsburg: der ZauberwaldNaturkindergarten aus Besigheim, die „Buntspechte“ aus Schöckingen, die „Lerche“ aus Ditzingen, die „Waldwichtel“ aus Markgröningen, die „Kleinen Wölfe“ aus aihingen-Ensingen, der Waldkindergarten aus Großsachsenheim und auch der Naturerlebnisraum „Am Bächle“ aus Vaihingen/Enz. Alle Natur- und Waldkindergärten haben großen Zulauf und lange Wartelisten: „Das zeigt, dass immer mehr Eltern den Wunsch haben, ihre Kinder ganz überwiegend im Freien, in der Natur, im Wald spielen zu lassen, durchaus auch mal bei schlechtem Wetter“, freut sich Rösler, der dies als allgemeinen Trend ansieht.
„Es ist wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, drauen zu spielen, mit Tieren in Kontakt zu kommen und Natur mit allen Sinnen zu erleben. Das stärkt nicht nur ihre Persönlichkeitsentwicklung, sondern lässt sie auch zu Menschen heranwachsen, die sich später mit höherer Wahrscheinlichkeit für die Natur und ihre Umwelt einsetzen“, so Rösler
Einen Eindruck von der praktischen Arbeit eines Naturkindergartens verschaffte sich Kretschmann im Naturkindergarten Sonnenwirbel in Münchingen. Unter der Leitung von Birgit Seifried ist er mit 18 Jahren einer der Pioniere seiner Art. 25 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren verbringen hier das ganze Jahr im Freien. In zwei gemütlich aus Holz eingerichteten Bauwagen können sie sich an Wintertagen aufwärmen. Den Rest des Jahres verbringen sie auf dem Streuobstgelände gemeinsam mit Eseln, Schafen, Hasen, Gänsen und zahmen Hühnern.
Als die „First Lady“ die aus eigener Schafwolle gewobenen Teppiche der Kindergartenkinder bewundert, gackert es neben dem Stuhlkreis, wo eines der Hühner gerade ein Ei gelegt hat. Es riecht nach frischem Holzofenbrot und Flammkuchen, den die Gäste, zu denen auch Bürgermeister Dr. Joachim Wolf gehört, gemeinsam mit den Kindergartenkindern verzehren. Das Mittagessen aus Bioprodukten wird im Sonnenwirbel fast vollständig selbst zubereitet und zum Nachtisch gibt es, was gerade reif ist: im Augenblick zuckersüße Kirschen. Gerlinde Kretschmann quittiert das Mittagessen mit: „Des hot fae ganz guad gschmeckd un mached no so weiter“ Zum Abschluss trägt sie sich an einem mit Blumen geschmückten Tisch im Naturkindergarten in das Goldene Buch der Stadt KorntalMünchingen ein.
Nach der Veranstaltung zieht Rösler das Fazit: „Der Bedarf für solche Einrichtungen ist deutlich grßöer als das Angebot. Immer mehr Eltern wünschen sich für ihre Kinder die Möglichkeit, Zeit im Freien und in der Natur zu verbringen. Das gilt sowohl für Kindergartenkinder, als auch für Kinder im Grundschulalter“ für diese machen Jugendfarmen und Aktispielplätze ein hervorragendes Angebot
Rösler will sich nun landesweit gemeinsam mit seiner Kollegin Lösch dafür einzusetzen, dass Kinder wieder mehr Möglichkeiten für Naturerlebnisse haben „Um der Bedeutung on Drauenspiel für die Entwicklung von Kindern gerecht zu werden, ist es wichtig, dass das Land aber auch die Städte und Gemeinden die bestehenden Angebote und Einrichtungen stärken und finanziell unterstützen. Außerdem würde ich es begrüßen, wenn es noch mehr Natur- und Waldkindergärten in kommunaler Trägerschaft gäbe“, erklärt der Vaihinger Abgeordnete. Lösch will sich dafür einsetzen, dass Naturpädagogik einen höheren Stellenwert in bestehenden öffentlichen Einrichtungen bekommt.